Nach unserer Wahrnehmung gehört Religiosität zur existentiellen Grundausstattung eines jeden Menschen. Bewusst oder unbewusst setzt sich jeder Mensch mit der Tatsache auseinander, dass er Teil ist des Ganzen und dass dieses Ganze umfassender ist als er selbst. Unter diesem Aspekt gibt es keinen nicht-religiösen Menschen.
Die bewusste Gestaltung der Frage der eigenen Beziehung zum Ganzen bezeichnen wir als „existenzielle Religiosität“. Sie ist primär eine Aktivität des einzelnen, individuellen Menschen. Existenzielle Religiosität meint die bewusste Ausrichtung der eigenen Existenz, des eigenen Lebens auf die Transzendenz. Dies bedeutet im alltäglichen Leben die Ausrichtung der vielfältigen täglichen Entscheidungen auf die Sphäre der Werte. Seit Urzeiten der Menschheitsgeschichte ist diese bewusste Gestaltung auch in gemeinschaftlicher Form ausgeübt worden. Dies war wohl der Ursprung aller Religionen.
Die existenzielle Religiosität steht nicht im Gegensatz zu den bestehenden Religionen. Menschen können ihre existenzielle Religiosität innerhalb von Religionen oder Konfessionen oder auch in direkter, ungebundener Form gestalten.
Unser Seminar richtet sich an Menschen, die ihr Bewusstsein für ihre eigene existenzielle Religiosität verstärken wollen, unabhängig davon, ob sie sich einer bestehenden Religion zugehörig fühlen oder nicht. Ausgehend von einigen Grundgedanken Martin Bubers zu diesem Thema wollen wir uns darüber austauschen, wo in unserer jeweiligen Lebensgeschichte unsere je eigene existenzielle Religiosität bereits zum Tragen gekommen war, wie wir uns unser eigenes vorhandenes Potenzial der existenziellen Religiosität weiter erschließen können und wie wir dies in unserem gelebten Alltag verwirklichen können. Da dies eng verbunden ist mit dem Bereich der Gegenwärtigkeit und der Gestaltung von Sinn in Bezug auf eine Sphäre objektiver Werte, ergänzen Übungen aus dem Bereich der Gegenwärtigkeit und praktische Aspekte von Sinngestaltung unser Seminar.